Warum verlassen gute Mitarbeitende die Firma?
Gute Mitarbeitende zu verlieren, kommt teuer zu stehen und belastet die Firmenstruktur. In unserer ODEC-Studie geben HF-Diplomierte und -Studierende ihre Gründe an, warum Stellenwechsel in Betracht gezogen werden und welche Veränderungen in Firmen früher angegangen werden sollten.
Um als Firma erfolgreich zu sein, braucht es Mitarbeitende, am besten gute und die richtigen. Doch genau dies möchten andere Firmen auch. Wie bei Kunden gilt auch bei Angestellten: Der Aufwand zur Akquirierung ist grösser als jener für das Halten.
Für das Personalwesen gehört zu den Kernaufgaben neue Mitarbeitende zu akquirieren (s. auch unseren Artikel im Bulletin Juni 2021, Seite 6) und bestehende zu halten. Denn ungewollt sie an eine andere Firma zu verlieren, ist schmerzhaft und teuer. Bei einigen Firmen kann dies auch zu einer massiven Mehrbelastung für verbleibende Angestellte führen. Im schlimmsten Fall zu einer Belastungsspirale.
Bei grösseren Mitarbeiterfluktuationen sind Überlegungen verbreitet, was geboten werden muss, um sie zu halten. Welche weiteren Benefits nebst den monetären können noch angeboten werden, um Arbeitnehmende bei der «Stange» zu halten? Überlegungen zu den Gründen der Stellenwechsel werden erst zu einem späteren Zeitpunkt oder öfters auch zu spät angegangen.
Viele Verantwortliche sehen die Auseinandersetzung mit neuen Angeboten als einfacher und weniger belastend an, als die Probleme innerhalb der eigenen Firma zu suchen. Wer nachhaltig etwas verändern will, hält nicht nur Ausschau nach zusätzlichen Mitarbeitenden, sondern auch danach, wie bestehende gehalten werden können.
«Was sind die Hauptgründe, die einen Stellenwechsel fördern?»
Dieser Frage sind wir innerhalb unserer HF-Studie nachgegangen. Meist genügt nicht ein einzelner Grund für den Wunsch nach einem Stellenwechsel. Eine Kumulation verschiedener, teilweise auch nebensächlicher Gründe, bringt das Fass definitiv zum Überlaufen. Bei den HF-Diplomierten sie die Hauptgründe ganz klar: «schlechtes Vorgesetztenverhalten», gefolgt bereits mit einigem Abstand «nicht zufriedenstellendes Gehalt». Mit nochmals Abstand folgt «schlechte Kollegenzusammenhalt» und «eintönige Tätigkeit». «Arbeitsplatz nur mit Privatfahrzeug erreichbar» ist hingegen kein Hauptgrund für einen Stellenwechsel.
Wer HF-Studierende auch nach dem HF-Studium behalten will, muss dafür sorgen, dass das Gehalt zufriedenstellend ist und es Aufstiegsmöglichkeiten gibt. Diese zwei Gründe sind meist auch Treiber dafür ein Studium zu starten. Aber auch das Vorgesetztenverhalten hat grossen Einfluss.
Interessant ist, dass diejenigen Gründe, die wenig Einfluss auf einen Stellenwechsel haben, bei HF-Diplomierten und -Studierenden dieselben sind und gleich gewertet werden.
Nachfolgend erörtern wir einige Auswertungen mit markanten Abweichungen zum Durchschnitt:
Mit steigendem Alter verändern sich die Gründe
Wer junge Mitarbeitende mit einem HF-Abschluss beschäftigt, muss sich bewusst sein, dass wenn keine Aufstiegsmöglichkeiten geboten werden und das Gehalt nicht zufriedenstellend ist, zwei gewichtige Gründe bestehen, um sich nach einer neuen Anstellung umzuschauen. Die Wichtigkeit des Vorgesetztenverhalten nimmt mit dem Alter zu und der Wunsch nach Aufstiegsmöglichkeiten ab.
Einzelne Branchen haben verschiedene Gründe
Das Gehalt ist wichtig. Ein nicht zufriedenstellendes Gehalt fördert aber im Tourismus den Stellenwechsel stärker als beispielsweise im Gesundheitswesen. Der persönliche Umgang miteinander «schlechter Kollegenzusammenhalt» und «schlechtes Vorgesetztenverhalten» hingegen fördert den Stellenwechsel in den Bereichen «Gesundheitswesen» und «Maschinen/Apparate». Im «Tourismus» ist dies weniger relevant.
Daraus lässt sich die Hypothese erstellen: Wenn die Fluktuation im Gesundheitswesen hoch ist, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein schlechtes Vorgesetztenverhalten besteht, ebenfalls hoch. Hier könnte beispielweise angesetzt werden, um einen regen Wechsel des Arbeitsplatzes zu verhindern.
Zu wissen, was bei den Mitarbeitenden einen Stellenwechsel fördert, kann der Firma viel Geld sparen und allen bestehenden Angestellten die Nerven schonen.