Einblick in die Welt der Techniker HF Energie und Umwelt
Mit Erich Meier, Bereichsleiter Energietechnik und Energie und Umwelt an der ABB Technikerschule, und Dorothea Tiefenauer, Direktorin sfb Höhere Fachschule für Technologie und Management, nehmen wir den HF-Bildungsgang Techniker HF Energie und Umwelt unter die Lupe. Zudem teilt Timon Thaler seine Erfahrungen, die er seit seinem Abschluss gemacht hat.
Von Kay Uehlinger
«Energie- und Umwelttechniker übernehmen die Verantwortung für eine energieeffiziente und umweltgerechte Leistungserbringung», erklärt Erich Meier. Sie würden Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energieformen und der Umwelttechnologie bauen oder implementieren. Weiter präzisiert Meier, dass sie für den energieeffizienten, umweltgerechten Betrieb technischer Systeme verantwortlich sind. «Energieeffizienz, nachhaltige Verfahren und Umweltaspekte stehen im Fokus ihrer Tätigkeit.»
Techniker HF Energie und Umwelt würden sich durch ihre Kompetenzen im anwendungsorientierten Engineering und der praktischen Umsetzung von Projekten auszeichnen. «Sie analysieren, projektieren und optimieren technische Anlagen, bei denen Maschinentechnik, Elektrotechnik, Steuerungstechnik sowie Energie- und Umwelttechnik interdisziplinär zur Anwendung kommen.» Ihr Einsatzgebiet ist demnach gross. «Als Energie- und Umweltverantwortliche sind sie in Produktions- und Dienstleistungsunternehmen für alle Belange des Umweltschutzes sowie der Energie- und Ressourceneffizienz zuständig», erklärt Meier.
Etablierung in die Wirtschaft
Für die sfb, welche den Lehrgang als erste Schule vor über zehn Jahren auf den Markt gebracht hat, kristallisierte sich früh heraus, dass es für Absolventen des Lehrgangs Techniker HF Energie und Umwelt nur eine sehr begrenzte Anzahl Jobs gibt. «Es sei denn, es mache sich jemand selbständig», erklärt Dorothea Tiefenauer. Dennoch: «Nachhaltigkeit ist und bleibt ein Megatrend und wird auch in der Schweiz mit diversen Initiativen des Bundes gefördert.» Mitunter aus diesen Gründen lege die sfb als Höhere Fachschule ihren Fokus in Zukunft darauf, dass die Themen der Energie und Umwelt in allen Lehrgängen ihren Platz finden würden. Als Beispiel: «Vor einem Jahr konnten wir sehr erfolgreich mit dem neuen Lehrgang HF Techniker/in Gebäudetechnik mit dem Schwerpunkt Gebäudeinformatik starten.» Dieser habe sowohl den Fokus auf Energie und Umwelt wie auch eine breitere Anwendung in der immer wichtiger werdenden Gebäudeinformatik. Für Dorothea Tiefenauer ist klar: «Techniker HF Energie und Umwelt werden eine Querschnittsfunktion ausüben. Der Lehrgang und die Anforderungen an die Studierenden werden sich dabei stetig weiterentwickeln.»
Eine andere Strategie verfolgt die ABB Technikerschule. «Wir bieten seit dem Jahr 2015 den Bildungsgang an, der Technik und Nachhaltigkeit vereint», so Meier. «Unsere Absolventinnen und Absolventen in diesem Bereich finden gute Führungs- und Fachverantwortungspositionen und erreichen mit dem HF-Studium damit den ersten grossen Entwicklungsschritt in ihrer Karriere», führt Meier weiter aus. Vor allem aber in Zukunft seien die Techniker HF Energie und Umwelt noch gefragter: «Die zukünftigen umwelttechnischen Herausforderungen werden komplexer und sind mit den geforderten Netto-Null-Zielen der Unternehmungen eng verbunden. Mit dem Nachhaltigkeits- und Kreislaufwissen wird der dipl. Techniker HF Energie und Umwelt in der Lage sein, die technischen Planungen und Umsetzungen interoperabel wahrzunehmen.»
Aus der Sicht eines Absolventen
Timon Thaler strebte nach einer elektrischen Grundausbildung eine Weiterbildung an. Es sollte etwas mit erneuerbaren Energien zu tun haben, denn: «Das war für mich ein Weg, einen Beitrag zur Energiewende zu leisten.» Nach einem Gespräch mit der Schulleitung war für ihn klar, dass es der Studiengang des Technikers HF Energie und Umwelt wird, welcher er schliesslich 2019 an der TEKO Basel erfolgreich abgeschlossen hat. «Einerseits hat sicherlich die grosszügige Unterstützung des Bundes für diesen Lehrgang gesprochen, auf der anderen Seite wollte ich mir Kompetenzen aneignen, wie ich die Umwelt schonen, aber gleichzeitig Projekte realisieren kann.» Weiter interessiere er sich dafür, sich in verschiedenen erneuerbaren Energieformen – vom Windrad über die Wasserkraft bis hin zur Solartechnik – weiterzubilden und sich somit eine solide Grundlage für seine berufliche Tätigkeit anzueignen. «Zusätzlich war es mir wichtig, mich nicht nur fachlich, sondern auch menschlich weiterzubilden, was in dieser Ausbildung ebenso gefördert wurde.»
Bekanntheit muss definiert und gefördert werden
Der Einstieg in die berufliche Tätigkeit war eine grosse Herausforderung, wie Thaler sagt. «Nur wenige wussten, dass es diesen Studiengang überhaupt gibt. Den meisten, welchen ich erzählt habe, was ich studiere, fragten zuerst, was ich denn da überhaupt gelernt habe.» Folglich musste er bei vielen Jobinterviews erst einmal erklären, wie das Studium aufgebaut sei und welche Fähigkeiten er in dieser Ausbildung erworben habe. Dennoch: «In den letzten Jahren habe ich bemerkt, dass das Studium mehr an Attraktivität gewonnen hat und bei gewissen Stellen explizit ein HF Techniker Energie und Umwelt gesucht wird.» Etwas, das kurz nach seinem Abschluss noch nicht der Fall war.
Ein anderes Problem sei, dass vielfach Energie- und Umwelttechniker mit dem verwandten FH-Studiengang verglichen werden würden. «Hier besteht sicherlich noch Aufklärungsbedarf, um auf die Qualitäten des HF-Studiengangs hinzuweisen.» Weiter sagt er: «Ich bin der Meinung, dass eher die Vorzüge der Studienrichtung hervorgehoben werden sollten, anstatt nur auf den hohen Finanzierungsgrad des Bundes hinzuweisen.» Ebenso denke er, dass die Studiumsleitung das zukünftige Arbeitsumfeld der Absolvierenden noch besser definieren solle, was einen Arbeitseinstieg deutlich erleichtern würde.
*Zur besseren Lesbarkeit wurde auf eine neutrale Schreibweise beim Begriff «Techniker» verzichtet.