Vom Takt der Musik zum Puls der Innovation
Die Arbeit in einer Firma, die immer wieder Neues erforscht, bedingt auch, ständig auf aktuellem Stand zu bleiben. Ein Einblick in die facettenreiche Karriere von Robert Dössegger, wie er Herausforderungen löst, wie Weiterbildungen und Entscheidungen zu seinem Erfolg beitrugen und seine Leidenschaft für Musik und innovative Projekte seinen Lebensweg prägten.
Mit Robert Dössegger* sprach Jsabelle Tschanen
Robert Dössegger, Sie sind in der Firma dsm-firmenich als Technischer Manager für Werknormen und Standardisierung tätig. Was sind Ihre Hauptaufgaben?
Robert Dösegger: Meine Hauptaufgabe besteht darin, die Konformität der dsm-firmenich-Werknormen in Bezug auf Aspekte wie Stand der Technik, Sicherheit, Qualität und Kosten sicherzustellen.
Tätigkeiten sind beispielsweise, Informationen über technische Neuerungen einzuholen und technische Abklärungen mit internen Stellen, den verschiedenen Werken, Unterlieferanten oder Dienstleistern zu treffen. Des Weiteren führe ich Festigkeitsberechnungen von Rohrleitungsbauteilen durch, aktualisiere Tools zur Vorkalkulation von Projekten und betreue das Normenportal, welches den Zugriff intern wie auch extern auf die Werknormen ermöglicht. Auch müssen Werknormen angepasst, neu erstellt, zurückgezogen oder ungültig gemacht und entsprechende Stellen im Anschluss über die Neuigkeiten informiert werden.
Für technische Fragen über die Werknormen bin ich die Anlaufstelle und ebenso zuständig für die Standardisierung, um einheitliche, effiziente Prozesse und eine gleichbleibende Qualität der technischen Werknormen zu gewährleisten. Hierzu leite ich eine internationale Arbeitsgruppe für die Standardisierung, präsentiere technische Neuigkeiten und ermögliche einen Know-how-Austausch unter den Werken.
Die Firmen DSM und Firmenich haben sich im Mai letzten Jahres zusammengeschlossen. Verändert diese Fusion auch Ihren derzeitigen Aufgabenbereich?
Die Umstrukturierungen im Zuge der Fusion sind weiterhin im Gange. Es ist daher zum jetzigen Zeitpunkt noch etwas schwierig, genau vorauszusagen, in welchen Bereichen sich mein Aufgabenbereich ändern wird. Das Ziel wird es aber sein, den Bereich Standardisierung weiter auszubauen, um vorhandene Synergien beider Firmen im Bereich der technischen Werknormen optimal nutzen zu können.
Ihre Firma ist für Neuentwicklungen bekannt. Welches Produkt ist das für Sie innovativste oder fortschrittlichste, das in den letzten Jahren entwickelt wurde?
Als das innovativste und fortschrittlichste wähle ich hier das Bovaer®-Projekt für die Reduzierung des Methanausstosses bei der Herstellung von Rindfleisch und Milchprodukten aus. Beim Bovaer® handelt es sich um einen Futtermittelzusatz, der speziell für Kühe und andere Wiederkäuer wie Schafe, Ziegen und Hirsche in einer mehr als 10 Jahre dauernden Forschungsarbeit entwickelt wurde. Schon eine geringe Menge von einem Viertel Teelöffel Bovaer® täglich führt zu einer Reduktion der Methanemissionen im Darm um etwa 30 Prozent, bei Rindern sogar bis zu 90 Prozent. Hierdurch leistet dieser Futtermittelzusatz einen bedeutenden Beitrag zur unmittelbaren Verminderung des ökologischen Fussabdrucks von Fleisch, Milch und Milchprodukten.
Sie haben Maschinenzeichner gelernt, dann Konstrukteur und einige Jahre später das HF-Studium absolviert. Was hat Ihnen das Diplom «Maschinenbau HF» gebracht?
Die 3,5 Jahre dauernde Ausbildung zum Techniker HF Maschinenbau an der IBZ Zürich hat mein technisches Wissen deutlich verbessert und mein Durchhaltevermögen gestärkt. Ich konnte viel des Gelernten direkt bei meiner beruflichen Tätigkeit als Konstrukteur von Apparaten und Maschinen einbringen und umsetzen sowie zusätzliche Aufgaben übernehmen. Die Qualität der Ausbildung war sehr gut und für meine berufliche Weiterentwicklung entscheidend.
Und was hat zum Sprung als technischer Spezialist/Manager in die Abteilung Engineering & Large Capital Projects geholfen?
Nebst den Erfahrungen und Ergebnissen, die ich in meiner beruflichen Laufbahn vorweisen konnte, waren sicherlich die Ausbildung zum Maschinentechniker, das Nachdiplom als Techniker HF Business Management, gute kommunikative Fähigkeiten und der Vorweis guter Englischkenntnisse von Vorteil.
Sie haben viele Weiterbildungen absolviert, u.a. einen Online-MBA an einer internationalen Schule. Was waren die Gründe dafür und wie schätzen Sie diesen im Vergleich zu einem MBA einer Schweizer Schule ein?
Ich hatte bereits ein sehr gutes Nachdiplomstudium im betrieblichen Management abgeschlossen und habe die Online-Ausbildung zur Auffrischung meines Wissens und zur Verbesserung meiner Englischkenntnisse sowie aufgrund der Flexibilität und der deutlich geringeren Kosten ausgewählt. Auch konnte mir die Ausbildung neue Impulse vermitteln.
Im Vergleich zu einem MBA an einer guten Schweizer Schule ist der Prüfungslevel meist nicht so hoch und es fehlt die wichtige direkte Kommunikation untereinander, wie beispielsweise in Gruppenarbeiten. Oft fehlt an den Online-MBAs ein Einstufungstest oder es gelten geringe Zulassungskriterien.
Ein schweizerischer MBA ist meiner Meinung nach als deutlich höher einzustufen, auch bezüglich des vermittelten Wissens. Und das Netzwerk, über welches man nach dem Abschluss der Ausbildung verfügt, ist für den Aufbau einer erfolgreichen Karriere meist nützlicher. Auch wird man für die Übernahme von höheren Führungsaufgaben besser gewappnet sein.
Um in einem Unternehmen zu arbeiten, das immer wieder Neues erforscht, muss man auch mit dem technischen Know-how auf aktuellem Stand bleiben. Wie machen Sie das?
Ich versuche mich durch Weiterbildungen, das Studieren von verschiedenen Fachmagazinen (z.B. Chemie Technik, Konstruktion vom VDI, SVS Vereinszeitschrift Schweisstechnik) oder den Besuch von Messen auf dem neuesten technischen Stand zu halten. Hilfreich hierzu ist auch die Möglichkeit, an internen «TechTalks» oder Workshops teilzunehmen. Neuigkeiten über die Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik erhalte ich über die interne dsm-firmenich-Arbeitsgruppe für Automation.
Sie sind in verschiedenen Fachverbänden aktiv. Für welche Bereiche sind Sie zuständig und was ist Ihre Motivation, sich einzubringen?
Ich bin bei verschiedenen Fachverbänden¹ Mitglied wie ODEC, VDI, DVS und SVS. Meine Hauptmotivation hierbei ist, am Puls des technischen Fortschritts zu bleiben und durch meine Mitgliedschaft die Aktivitäten dieser sehr guten Fachverbände zu unterstützen.
Am aktivsten bin ich in der Arbeitsgruppe Druckbehälter und Standards der Basler Chemischen Industrie (BCI), wo ich meine Fachkenntnisse bei der Überarbeitung von Normen mit einbringen kann. Die einfache Gesellschaft Engineering Community BCI («EC-BCI») ist eine Interessengemeinschaft der produzierenden chemischen und pharmazeutischen Industrie mit Produktionsstandort in der Schweiz.
Sie haben in diversen Bands als Bassist (auch Gitarre und Keyboard) Rockmusik gespielt und führten über lange Zeit nebenberuflich ein Tonaufnahmestudio. Wäre dies eine Alternative gewesen, als Musiker und Produzent durchs Leben zu gehen?
Die Tätigkeit im Tonaufnahmestudio hat sehr viel Spass gemacht. Auch hatte ich zur Jahrtausendwende ein Einzelunternehmen gegründet und habe für mehr als 2Jahre als Konstrukteur und Tontechniker auf Auftragsbasis gearbeitet.
Es hat sich hierbei gezeigt, dass es im Bereich Tonstudio im Gegensatz zur Tätigkeit als Konstrukteur deutlich schwieriger war, einen positiven Reinertrag zu erwirtschaften, u.a. aufgrund hoher Kosten für Miete, Unterhalt und notwendiger Investitionen.
Eine wichtige Erkenntnis, die ich daraus gezogen habe, war, dass ich mich auf meine Kernkompetenzen als Konstrukteur fokussieren musste. So habe ich fortan die Tätigkeit als Tontechniker nur als Nebenberuf betrachtet und die Selbstständigkeit wieder aufgegeben.
Entscheidend für den Entschluss, das professionell eingerichtete Tonstudio zu schliessen, war die Gründung meiner Familie. Mit der Geburt meiner zwei Kinder fehlte mir vielfach die Zeit, im Tonstudio arbeiten zu können, und es war mir daher nicht mehr möglich, einen wirtschaftlich sinnvollen Betrieb aufrechtzuerhalten.
Gleichwohl war es eine interessante und lehrreiche Erfahrung in meinem beruflichen Werdegang und manchmal zieht es mich noch in meinen Hobbyraum, um nach dem Feierabend oder am Wochenende im kleinen Rahmen Tonaufnahmen durchzuführen oder zu musizieren.
Welche weiteren Ressourcen nutzen Sie für eine gute Work-Life-Balance?
Für eine gute Work-Life-Balance versuche ich, genügend Erholungsphasen neben dem Job und privaten Aufgaben einzuplanen. Ich verbringe viel Zeit mit meiner Familie und wir geniessen Reisen zu schönen Plätzen in der Schweiz oder im Ausland. Meine körperliche Gesundheit halte ich durch den regelmässigen Besuch im Fitnessstudio und eine ausgewogene Ernährung aufrecht. Auch versuche ich, alltägliche Ablenkungen durch die Medien zu mindern, um eine gute Konzentrationsfähigkeit aufrechtzuerhalten.
Was sind Ihre Pläne und Zukunftswünsche?
Mein Ziel ist es, die Weiterentwicklung meiner beruflichen Karriere weiterhin im Auge zu behalten. Als Zukunftswunsch hoffe ich auf eine Beruhigung der internationalen Spannungen und Konflikte und eine Normalisierung der weltweiten Handelsbeziehungen.
¹ VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V.; DVS Deutscher Verband für Schweissen und verwandte Verfahren e.V.; SVS Schweizerischer Verein für Schweisstechnik
Steckbrief*
Name: Robert Dössegger
Jahrgang: 1968
Wohnort: Lausen BL
ODEC-Mitglied: seit 2020
Aktuelle berufliche Tätigkeit: Technischer Manager bei dsm-firmenich Kaiseraugst in der Abteilung Engineering & Large Capital Projects / Group Operational Excellence
Lehre: Maschinenzeichner
HF-Studium: Maschinenbau
Weiterbildung: Ingenieur EurEta Maschinenbau, NDS Betriebliches Management, Schweissfachmann, MBA (the PowerMBA)
Hobbys: Fitnessstudio, Weiterbildung, Musik