«Meinen Erfolg verdanke ich dem Studium HF»
Welche Möglichkeiten durch einen HF-Abschluss wahrgenommen werden können, beschreibt Marc Huber eindrücklich in diesem Interview. Als Firmenteilhaber und Geschäftsführer möchte er den HF-Abschluss in der Wirtschaft und Politik noch besser verankern und setzt sich auch innerhalb des ODEC dafür ein.
Mit Marc Huber* sprach Jsabelle Tschanen
Marc Huber, Sie sind Teilhaber und Geschäftsführer der Meisser Vermessungen AG in Chur. Wie und wo kommt Ihre Firma zum Einsatz?
Ganz nach unserem Slogan «Mehr als nur Punkte» unterstützen wir unsere Kunden und sind der Spezialist in den Bereichen Ingenieur- und Bauvermessung, im Monitoring von Objekten und GIS-Systemen. Im Bereich 3D-Geodatenmanagement setzen wir innovative Produkte und Technologien ein und bieten eine effiziente, hochpräzise und mobile Erfassung von Daten via Laserscanning und 360°-Bildern an.
Stark positioniert sind wir zudem in der Vermessung von Flüssen und Seen. Dabei bieten wir je nach Situation verschiedene Möglichkeiten der Messungen von Hand, via Modellboot mit Echolot oder mit Drohnen und Photogrammetrie an.
Was sind Ihre Hauptaufgaben?
Ich bin erst seit Herbst 2020 Teilhaber und Geschäftsführer. Es gibt für mich daher laufend noch sehr viel Neues zu lernen und Erfahrungen zu sammeln.
Ich sehe es als meine Hauptaufgabe, sowohl den Kunden als auch den Mitarbeitenden eine positive und gute Umgebung zur Verfügung zu stellen, um langfristig und erfolgreich zusammenzuarbeiten. Insbesondere die Koordination der unterschiedlichen Bedürfnisse der Kunden und Mitarbeitenden stellt dabei eine Herausforderung dar. Weiter ist es meine Aufgabe, für jeden Kunden seine Vorstellungen und Bedürfnisse an unsere Dienstleistungen herauszufinden und gemeinsam die optimale Lösung zu finden. Die Zufriedenheit unserer Kunden ist mein Ziel und dafür gilt es, den Kontakt laufend zu pflegen sowie die Bedürfnisse und Wünsche entsprechend abzuholen.
Hat die Covid-19-Krise Ihr Arbeitsleben verändert?
Ja und nein. Wir sind glücklicherweise bisher gut durch die Krise gekommen. Die Arbeitsauslastung hat sich nur minimal verändert und die Baubranche war vom Lockdown etc. nicht betroffen. Anderseits sind auch an uns die Herausforderungen mit Homeoffice, Quarantäne-Regelung sowie der psychischen Belastung für alle Mitarbeitenden nicht spurlos vorbeigegangen. Die Vermessung vor Ort ist auch in der Krise nicht vom Homeoffice aus möglich, dadurch mussten zusätzliche Schutzmassnahmen für die Mitarbeitenden entwickelt und umgesetzt werden. Obwohl Homeoffice für die Arbeiten im Büro schon vor der Krise technisch möglich war, stellte dies uns vor neue Herausforderungen betreffend Organisation und Kommunikation.
Ich möchte mich jedoch nicht über die Probleme beklagen. Es gab und gibt Branchen und Unternehmen, die viel schlimmer betroffen und in ihrer Existenz bedroht sind. Zudem bin ich persönlich überzeugt, dass wir letztlich gestärkt aus der Krise herausfinden und die positiven Entwicklungen betreffend Digitalisierung etc. uns alle weiterbringen werden.
Welche Überlegungen haben knapp 10 Jahre nach Ihrer Berufslehre als Geomatiker dazu geführt, das Studium HF in Informatik zu absolvieren?
Als Geomatiker arbeitete ich fast tagtäglich am PC mit CAD-Programmen und Datenbanken. Mir war bewusst, dass die Informatik im Berufsleben schon wichtig war und sich dies in Zukunft sicher nicht ändern wird.
Irgendwann spürte ich eine innere Unzufriedenheit bei mir und meinem Werdegang. Aus diesem Grund machte ich mich auf die Suche nach möglichen Weiter- oder Ausbildungen und bin dabei auf das Studium HF in Informatik gestossen. Meine Interessen, Möglichkeiten und Wünsche wurden damit abgedeckt und so entschloss ich mich, dieses zu absolvieren.
Ein wichtiger Punkt, weshalb ich mich dafür entschieden habe, war auch, dass das HF-Studium berufsbegleitend vollzogen werden konnte. Es war mir ein Anliegen, trotzdem weiterarbeiten zu können und den Bezug zur Praxis nicht zu verlieren.
Wurden Ihre Erwartungen mit dem HF-Abschluss erfüllt?
Ja komplett! Das Studium war auch als Quereinsteiger in die Informatik mit entsprechendem Aufwand machbar und die Grundlagen wurden gut vermittelt. Zudem wurde viel Wert auf den Praxisbezug gelegt, ohne die Theorie dahinter zu vernachlässigen. Sehr interessant war für mich auch der lehrreiche Austausch mit den Mitstudenten und Mitstudentinnen.
Von Vorteil war sicherlich, dass ich kurz nach dem Start des Studiums die Verantwortung über die Informatik bei der Meisser Vermessungen AG übernehmen konnte. So war es mir möglich, dass Gelernte direkt im Unternehmen einzubringen und umzusetzen.
Und was hat Sie dazu bewogen, den Executive Master of Business Administration (EMBA) – General Management anzugehen?
Wie schon beim Start des HF-Studiums war es eine innere Unzufriedenheit mit mir selbst. Der HF-Abschluss hat mir gezeigt, was mit entsprechendem Einsatz möglich ist und ich spürte, dass ich noch nicht dort war, wo ich sein wollte bzw., ich meine neuen Ziele noch nicht erreicht hatte. Meine Interessen verschoben sich auch durch den HF-Abschluss immer mehr in Richtung Management und so war es naheliegend, in diesem Bereich eine Weiterbildung zu suchen. Nach einem Gespräch mit der Schulleitung der Fachhochschule Graubünden und, das ist mir wichtig zu erwähnen, nur dank dem HF-Abschluss war es mir möglich, den Executive Master of Business Administration in General Management anzugehen und im Herbst 2020 abzuschliessen.
Sie sind seit 2014 Mitglied im ODEC und im März 2021 wurden Sie in den Vorstand ODEC Region Ostschweiz gewählt. Was ist Ihre Motivation, sich für den ODEC einzusetzen?
Als Erstes finde ich, dass der ODEC wichtige Arbeit leistet, um den Standpunkt, die Wichtigkeit und die Wahrnehmung des HF-Abschlusses weiterzuentwickeln und zu verbessern. Es wurde schon viel erreicht, trotzdem habe ich das Gefühl, dass der HF-Abschluss sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft immer noch etwas unterschätzt wird. Gerne möchte ich dabei helfen, dies zu verändern.
Ein weiterer Punkt, weshalb ich mich gerne für den ODEC einsetze, ist mein persönlicher Werdegang. Wie schon erwähnt, war es mir nur durch den HF-Abschluss möglich, überhaupt an der Fachhochschule studieren zu können. Diese Weiterbildung an der FH hat es mir wiederum ermöglicht, bei der Meisser Vermessungen AG Teilhaber und insbesondere Geschäftsführer zu werden. Ich verdanke daher der HF-Ausbildung ein grosses Stück meines aktuellen Werdegangs und möchte dem HF-Abschluss und dem ODEC etwas zurückgeben für die gebotenen Möglichkeiten.
Und welche Aufgaben haben Sie als Vorstandsmitglied übernommen?
Ich habe die Betreuung der Schulen übernommen. Aufgrund meines Werdeganges ist es mir möglich, aus persönlichen Erfahrungen zu berichten und möglichst vom ODEC zu überzeugen. Deshalb hat es sich auch hervorragend ergeben, dass diese Aufgabe im Vorstand des ODEC Region Ostschweiz noch nicht direkt besetzt war und ich diese übernehmen konnte.
Was ist Ihnen als Repräsentant des ODEC wichtig und was möchten Sie angehen oder verändern?
Mein Ziel ist es, den ODEC innerhalb der Schulen positiv im Gespräch zu halten und den Studierenden näherzubringen. Ein Wunsch wäre es natürlich, dass alle Studentinnen, Studenten, Absolventinnen und Absolventen dem ODEC beitreten und über lange Zeit Mitglied bleiben. Ich bin nun gespannt, wie erfolgreich ich diesen Wunsch umsetzen bzw. beeinflussen kann.
Auf jeden Fall ist es mir wichtig, den Kontakt zu den Verantwortlichen der Schulen gut und regelmässig zu pflegen. Ebenfalls ist es mir ein Anliegen, den Studierenden ebenfalls die Vorteile und den Nutzen der Arbeit des ODEC sowie der einzelnen Regionen aufzuzeigen und hervorzuheben. Eine weitere Aufgabe, die ich für die Zukunft sehe, ist die Dozentinnen und Dozenten vom ODEC zu überzeugen und entsprechend einzubinden bzw. als positive Fürsprecher zu gewinnen.
Sie setzen sich in vielen Bereichen ein. Wie erhalten Sie Ihre Work-Life-Balance?
Ich habe das grosse Glück, dass meine Frau mich in allen Bereichen, auch beim Einsatz für den ODEC, unterstützt und mir den Rücken freihält. Ohne diese Mithilfe wäre dies sicherlich nur schwer möglich.
Für einen guten Ausgleich ist es mir aber auch wichtig, möglichst regelmässig Sport zu treiben und mich mit der Familie oder Freunden zu treffen bzw. etwas zu unternehmen. Sich zu unterhalten, zu lachen und die Zeit zu geniessen, ist die ideale Abwechslung vom Alltag und hilft dabei, die eigenen Batterien wieder aufzuladen.
Was sind Ihre Wünsche für die Zukunft?
In erster Linie natürlich Gesundheit für mich und meine Mitmenschen. Ich wünsche mir aber auch, dass die Gesellschaft wieder etwas mehr miteinander arbeitet und weniger gegeneinander. Gemeinsam können wir uns viel einfacher und effektiver weiterentwickeln, Lösungen erarbeiten und zusammenarbeiten.