«Positionierung HF» - ein weiterer Schritt zur Verbesserung ist getan

Shape Future

HF - eine Bildungsstufe mit grossem Potenzial

Update Projekt «Positionierung Höhere Fachschulen»: Nach rund 18 Monaten wurde durch eine umfangreiche Studie nun auch wissenschaftlich belegt, was seit Jahren durch Erfahrung in der Praxis bekannt war und laufend auch vom ODEC gefordert wurde. Gründe, die bessere Positionierung der Höheren Fachschulen und HF-Diplomierten hinauszuzögern, gibt es definitiv keine mehr.

von Urs Gassmann

Die im Frühling 2019 gestartete Studie «Bessere Positionierung der Höheren Fachschulen» wurde abgeschlossen. Die wenigsten werden den gesamten Schlussbericht über 126 (FR 139) Seiten gelesen haben. Aus dem Bericht wurde ein Fazit gezogen, welches die wichtigsten Punkte zusammenfasst (s. Fazit unten). Die Studie beinhaltet eine Auslegeordnung, welche das aus der Praxis bereits Bekannte zusammenfasst und wissenschaftlich aufbereitet. 

Einer besseren Positionierung der Höheren Fachschulen sollte jetzt nichts mehr im Wege stehen. Doch es gibt einiges zu beachten.

Dass einiges an Potenzial für eine bessere Positionierung der Stufe HF vorhanden ist, zeigen die angedachten Massnahmen, welche nicht abschliessend sind. Es wurden 19 Massnahmen definiert, welche die bessere Positionierung der Stufe Höhere Fachschulen fördern würden. Die meisten Massnahmen entsprechen den vom ODEC gestellten Forderungen. Aus unserer Sicht wurden jedoch zwei Massnahmen zusätzlich aufgelistet, die absolut nicht zielführend sind, sondern weiterhin zur Verwirrung im nationalen wie internationalen Bildungssystem beisteuern werden. Dazu gehört eine «kantonale Anerkennung der HF-Schulen», worauf wir nachfolgend genauer eingehen werden, und der Anschluss an das Hochschulsystem via «Short-Cycle-Programmen». Die Short-Cycle-Programme wurden in verschiedenen Ländern ohne Berufsbildung unter anderem als Zubringer für die Hochschulen installiert.

  
Eine einheitliche Positionierung der gesamten HF-Stufe ist für die Erhöhung der Bekanntheit der HF-Abschlüsse 
zentral.

Die Wirkung der Massnahmen wird umgehend verpuffen, falls sie nicht einheitlich eingeführt werden. Personalwesen, aber auch die Berufsberatung bekunden bereits heute Mühe, den Durchblick über die verschiedenen Fachrichtungen, Titel und Diplomdesigns zu behalten. Internationale Firmen, welche das schweizerische Bildungssystem nur beschränkt und/oder meist nur die gut beschriebenen Hochschulabschlüsse kennen, ordnen den HF-Abschluss nicht richtig ein. Aber auch KMU, die in der Administration oder im Personalwesen schlank aufgebaut sind, sind oft überfordert mit der Vielfalt des schweizerischen Bildungssystems und der Uneinheitlichkeit der HF-Abschlüsse.

Eine Anerkennung der HF-Schulen auf kantonaler Ebene, während deren Bildungsgänge auf eidgenössischer Ebene anerkannt werden, schürt weitere Unsicherheiten. Zusätzlich würden die Richtlinien für eine Anerkennung der Höheren Fachschulen über 26 Kantone sehr unterschiedlich ausfallen und ein einheitliches Bild der HF-Stufe verhindern. Auch könnten – wie bereits geschehen – Kantone Anerkennungen für HF-Schulen aussprechen, obwohl diese keine vom Bund anerkannten Bildungsgänge anbieten. Diese sogenannten Höheren Fachschulen werben mit «anerkannt» auf ihren Webseiten. Ob kantonal oder eidgenössisch ist für viele auf den ersten Blick nicht unterscheidbar, macht jedoch mit dem Studienabschluss einen grossen Unterschied.

Beim Steuergremium «Berufsbildung 2030» laufen alle Projekte zusammen. Die Projekte sind unter www.berufsbildung2030.ch aufgelistet. «Berufsbildung 2030» ist eine verbundpartnerschaftlich getragene Initiative, welche die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft antizipiert und die Berufsbildung fit für die Zukunft macht. Das Steuergremium besteht aus den sieben einflussreichsten Vertretern der Verbundpartner.


Den einzelnen Mitgliedern des Steuergremiums haben wir unsere Forderungen an das Projekt nochmals zugestellt und zusätzlich wichtige Schlüsselpunkte dargelegt:

  • «Als Dachverband der HF-Diplomierten mit Übersicht über die gesamte HF-Stufe und Erfahrungswerten von über 30 Jahren erachten wir es als essenziell, dass es eine einheitliche und klare Positionierung der HF-Stufe gibt. Es dürfen keine Unterschiede in der formellen Anerkennung der Höheren Fachschulen durch den Bund oder Unterschiede in den jeweiligen Abschlüssen (HF-Titeln etc.) zulässig sein.
     
  • Um die HF-Diplomierten als eine Einheit positionieren zu können, erachten wir es als zwingend notwendig, dass HF-Diplomierte von den Neuerungen auch rückwirkend profitieren können.»

Unsere Schreiben und alle Updates zum Projekt werden laufend aktualisiert und können unter www.odec.ch/projekt-HF nachgelesen werden.

Die nächste Sitzung des Steuergremiums findet am 3.Dezember 2020 statt. Wir bleiben weiterhin dran und werden über unsere Medienkanäle von den neuesten Entwicklungen berichten.

 

Fazit Handlungsfelder und Massnahmen
(Aus der Studie: Auslegeordnung zur Positionierung der Höheren Fachschulen)

Die Auslegeordnung offenbart grossen Handlungsbedarf zur Positionierung der HF und zeigt die drängendsten Handlungsfelder und Herausforderungen auf. Die drängendsten Handlungsfelder liegen in der fehlenden Bekanntheit und im fehlenden Ansehen der HF-Ausbildungen in Gesellschaft und Arbeitsmarkt sowie in der mangelnden Anschlussfähigkeit national und – mit unterschiedlicher Akzentuiertheit bei den einzelnen Bereichen – international. Besondere Herausforderungen stellen sich in Abgrenzung zu konkurrierenden Bildungsgefässen sowie im Bereich der Finanzierung der HF.
Einer Weiterentwicklung der heutigen Qualitätsnachweise (Titel, Diplome, Anerkennung Schulen) samt einheitlicherer Finanzierung, einer Schärfung des Profils der HF in Abgrenzung zu weiteren Bildungsgefässen im Berufsbildungs- und Tertiärbereich sowie einer Verbesserung der Wahrnehmung und Anschlussfähigkeit der HF wird deshalb ein hoher Stellenwert beigemessen.

19 mögliche, auf den gesamten HF-Bereich anwendbare Massnahmen greifen dieses Optimierungspotenzial auf. Sie reichen von Anpassungen der Qualitätsnachweise (Titel, Diplome, Anerkennung Schulen) über die Finanzierung, die Zusammenarbeit und das Marketing bis hin zu einer verstärkten Abstimmung der Bildungsgefässe und der Vereinfachung der Anrechnung und Zulassung zu anderweitigen Ausbildungen. Die Massnahmen setzen damit entweder an Regelungen oder an der Umsetzung im HF-Bereich an oder zielen auf Veränderungen im Bildungskontext ab. Sie bieten im Hinblick auf die Verbesserung der Positionierung der HF und eine allfällige Umsetzung je spezifische Chancen und Risiken. Entsprechend gestalten sich ihre Zielerreichung und die Umsetzbarkeit – soweit diese angesichts der aktuell erst grob umrissenen Massnahmen beurteilt werden können – unterschiedlich.

In nächsten Schritten gilt es festzulegen, zu welchen Aspekten der Positionierung Massnahmen konkretisiert werden sollen. Dazu gilt es, Vorentscheide zu fällen, welche der fraglichen Aspekte der Positionierung der HF in Arbeitsmarkt, Gesellschaft und Bildungssystem national und international vorrangig angegangen und welche der drängendsten Handlungsfelder folglich primär adressiert werden sollen. Auch sind sowohl die Wirkungsziele, die in diesen prioritären Handlungsfeldern erreicht werden sollen, als auch allfällige Prämissen, an denen im Falle von Anpassungen im HF-Bereich zwingend festgehalten werden soll, noch zu schärfen, damit konkrete Massnahmen darauf ausgerichtet und daran beurteilt werden können. Zu erwägen ist ferner, inwiefern geeignete Massnahmen tatsächlich allesamt für den ganzen HF-Bereich angewandt oder unter Umständen lediglich auf einzelne Branchen oder bestimmte Anbieter bezogen werden. Zu erwartende Auswirkungen der Massnahmen, insbesondere auch unerwünschte Effekte in ihrem Zusammenspiel oder spezielle Risiken für einzelne Branchen, sind im Zuge dieser weiteren Klärungen und Konkretisierungen entsprechend noch vertiefter aufzuarbeiten und im weiteren Prozess zu berücksichtigen.

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