Update zum Projekt «Positionierung HF»
Seit April 2019 halten wir unsere interessierten Mitglieder und Leser über die Entwicklungen des Bundesprojektes «Positionierung HF» auf dem Laufenden. Unter Einbezug der Begleitgruppe, worin der ODEC vertreten war, wurden die Grundlagen gesammelt und die Auslegeordnung für das weitere Vorgehen geschaffen. Mögliche Massnahmen sind bekannt und priorisiert. Wir sind gespannt, ob daraus Taten folgen und unsere Forderungen umgesetzt werden.
von Urs Gassmann
Die Begleitgruppe hat sich nach einigen schriftlichen Stellungnahmen am 25. Juni 2020 zum letzten Mal zum persönlichen Austausch getroffen, um die letzten Punkte zu besprechen. In der Begleitgruppe waren ausschliesslich Profis versammelt, die sich laufend mit der Stufe «Höhere Fachschule» befassen. Eigentlich ist nach der Arbeit der Begleitgruppe klar, welche Massnahmen einer besseren Positionierung der Stufe HF dienen. Sie entsprechen weitgehend unseren Forderungen vom Mai 2019 (s. Auflistung) und Umsetzungsvorschlägen, wie in unseren letzten Bulletins beschrieben.
Das Projekt «Positionierung HF» wurde vom Bundesrat in Auftrag gegeben und er erwartet nun die Studie, basierend auf der erarbeiteten Auslegeordnung. Bis das Steuergremium (berufsbildung2030.ch/de/organisation) diese Studie und die angedachten Massnahmen nicht vorliegend hat, wird Stillschweigen bewahrt. Anschliessend erhalten weitere Gruppen aus der Bildung (Stakeholder, welche mehrheitlich die Stufe HF als Mitbewerber sehen) die Möglichkeit der Stellungnahme. Danach arbeitet das SBFI an der Dokumentation, die dem Bundesrat vorgelegt wird.
Wenn der Bundesrat die Studie anschliessend freigegeben hat, wird sie dem Parlament präsentiert, so wie von den Verfassern der Motionen gefordert. Ein langer Weg – doch nach diesem Prozess wird feststehen, wie hoch die Wertschätzung für die Stufe «Höhere Fachschule» ist. Ob Taten folgen oder alles nur heisse Luft war, wird sich zeigen. Wir werden weiterhin berichten.
ODEC-Forderungen vom Mai 2019
Vereinfachung
Eidgenössische Titel: Das HF-Diplom muss ein vom Bund unterschriebenes eidgenössisches Diplom sein, wie dies auch bei allen anderen formalen Abschlüssen der Berufsbildung der Fall ist.
Bezeichnungsschutz HF: Um Transparenz und Vertrauen zu schaffen, sollen sich nur noch jene Bildungsanbieter «Höhere Fachschule» nennen dürfen, welche mindestens einen eidgenössisch anerkannten HF-Bildungsgang anbieten.
Einheitliche Diplome: Damit HF-Diplome von Personalverantwortlichen unverkennbar als solche eingeordnet werden können, ist eine einheitliche Gestaltung der Diplome notwendig.
Veraltete Titel: Die bestehenden Titel müssen auf ihre Zukunftsfähigkeit geprüft werden – allen voran die überholte Bezeichnung «Techniker» aus dem Jahr 1971, welche nach heutigem Standard durch «Ingenieur» ersetzt werden muss.
Sichtbarkeit der Fachrichtungen: Auf den ersten Blick muss erkennbar sein, welche Ausbildung und Fachrichtung hinter einem Titel steht – dreistufige Titel wie in der Technik sind nicht zielführend. (Beispiel: Techniker HF – Systemtechnik (Fachrichtung) – Automation (Vertiefung)
Gesetzliche Verankerung: Mit der heutigen gesetzlichen Verankerung auf einer tiefen gesetzlichen Stufe (Departementsverordnung) wird die Stufe HF nicht als wichtig wahrgenommen und Änderungen sind schwierig umzusetzen – ein eigenes HF-Gesetz ist anzustreben.
Anerkennung der Höheren Fachschulen: Die Höheren Fachschulen als Bildungseinrichtungen müssen die Möglichkeit haben, sich in irgendeiner Art von der Eidgenossenschaft anerkennen zu lassen.
Abgrenzung
Abgrenzung Höhere Fachschulen – Hochschulen. Die Arbeitsmarktorientierung hebt die Höheren Fachschulen von den Hochschulen ab, diese Stärke gilt es beizubehalten.
Höhere Fachschulen als eigenständige Stufe. Die Höheren Fachschulen bestehen parallel und gleichwertig zu Hochschulen, der anschliessende Zugang für Absolventen HF zu Hochschulen soll gewährleistet sein.
Vergleichbarkeit
Statistische Auswertungen: Es gibt zu wenige statistische Daten über die Stufe HF – um Sichtbarkeit und Wahrnehmung zu verbessern, braucht es mehr statistische Auswertungen.
International kompatible Titel: Im globalen Arbeitsmarkt und in internationalen Firmen kommt man um die angelsächsische Titelgebung (Bachelor, Master, PhD) nicht herum – Deutschland führt voraussichtlich im Jahr 2020 den Berufsbachelor (Professional Bachelor) ein, was den Druck auf die HF-Diplomierten ebenfalls erhöht.
International verständlicher englischer Titel: Die Bezeichnung «Advanced Federal Diploma of Higher Education» ist international nicht gebräuchlich und hilft den Diplomierten HF nicht, sich auf dem internationalen Arbeitsmarkt – ob in der Schweiz oder im Ausland – besser zu positionieren.
Finanzierung: Wenn das Studium an einer Höheren Fachschule gefördert werden soll, muss die Finanzierung seitens der öffentlichen Hand erhöht werden – die Benachteiligung gegenüber den Hochschulen ist erheblich.
Der Auftrag zum Projekt «Positionierung HF»
Das Ziel des Projekts «Positionierung HF» orientiert sich am Auftrag der Motionen 18.3392 der WBK-N und 18.3240 von SR Fetz: «Die Höheren Fachschulen mit eidgenössisch anerkannten Bildungsgängen und ihre Abschlüsse sind national und international klar als Teil der schweizerischen Berufsbildung positioniert. Die rechtlichen Grundlagen werden, wenn nötig, entsprechend angepasst.»