Es ist Zeit für einen direkten Weg - Positionierung HF
Seit dem Jahr 2005, als die «Stufe HF» erarbeitet wurde, gab es kein dem ODEC bekanntes, vergleichbares Projekt des Bundesamtes SBFI, in dem alle Stakeholder/Beteiligten wirklich einbezogen wurden. Drei Punkte stimmen uns zuversichtlich, dass der HF-Bereich endlich aus seiner stiefmütterlichen Behandlung heraus zu seinem wahren Wert in der Wirtschaft, Politik und Gesellschaft findet. Erstens besteht ein breiter Einbezug der Beteiligten, zweitens sind die Erkenntnisse aus unserer grossangelegten Studie sehr homogen und zeigen deutlich auf, was geändert werden muss, und drittens und nicht minder wichtig, der klar definierte Auftrag unserer Politiker aus der Motion, den HF-Bereich richtig zu positionieren.
Die Positionierung HF stellt die Grundlage dar, auf der der Erfolg der Stufe HF aufbaut. Deshalb ist es wichtig, dass hier ein grosser Einsatz geleistet wird. Die Positionierung HF kann grob in zwei Levels eingeteilt werden: in das rechtliche, welches über Gesetze und Verordnungen wie Titel, Anerkennung, Bildungsinhalt etc. definiert wird; und daraus leitet sich das zweite Level ab, die Position des HF-Bereichs in der Wirtschaft und Gesellschaft. Die heutige rechtliche Positionierung ist gelinde gesagt unvorteilhaft, und dies schlägt direkt auf die Bekanntheit der HF-Stufe in die Wirtschaft durch. Der ODEC fordert auch deshalb eine Vereinfachung der Positionierung HF auf Gesetzesebene.
Halte es einfach und verständlich
Texter und das Marketing wissen es schon lange: Damit ein Produkt Erfolg hat, soll die Bezeichnung und die Erklärung dazu nach dem KISS-Prinzip (Keep it short and simple / Halte es einfach und verständlich) aufgebaut sein. Dies trifft aktuell bei der gesamten Stufe HF nicht zu. HF-Abschlüsse, -Titel oder die Höheren Fachschulen zu erklären, gelingt nicht in ein paar Sätzen. Es braucht ausführliche Erklärungen, sprich, es ist das Gegenteil von KISS. Dies ist sicher auch ein Grund dafür, dass, gemäss unserem Wissensstand, noch kein Bundesrat die Höheren Fachschulen in einer Rede zum schweizerischen Bildungssystem im In-und Ausland erwähnt hat. Dies betrifft übrigens nicht nur unsere Nationalregierung, sondern auch die meisten nationalen und kantonalen Politiker. Aber auch die Wirtschaft tut sich schwer und Medien zitieren regelmässig falsche Aussagen. Diejenigen, die sich nicht regelmässig oder mindestens einmal intensiv mit der Stufe HF auseinandergesetzt haben, finden es schwierig, die Stufe HF zu erklären oder sogar richtig zu verstehen. Dies muss sich mit der Umsetzung des Projekts «Positionierung HF» ändern. Ansonsten war das Projekt eine Verschwendung von Ressourcen in Finanzen und Zeit, welche viele Personen und Institutionen zur Verfügung stellten.
Eine richtige und verständliche Positionierung unterstützt die Erhöhung der Bekanntheit der Stufe HF in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
Mit einer Verbesserung der Positionierung wird es auch einfacher, die Stufe HF bekannter zu machen und damit auch die verdiente Anerkennung in Gesellschaft und Wirtschaft zu erhalten. Zudem, und dies muss ein zentraler Punkt in der schweizerischen Bildungsentwicklung sein, bietet das HF-Studium doch eine wichtige Perspektive für alle, die eine berufliche Grundbildung abgeschlossen haben und sich erst im Alter von durchschnittlich 25 Jahren für eine Tertiärbildung entschliessen. Das sind jährlich in etwa 9000 Personen.
Einbezug der Beteiligten
Das Projekt «Positionierung HF» ist jetzt in der Studienphase, welche die Grundlagen respektive Auslegeordnung für das weitere Vorgehen schafft. Die Studie wird im Auftrag des SBFI von der Firma econcept AG durchgeführt. Das Interview ist sehr gut aufgebaut und die Fragen decken alle wichtigen Punkte der Stufe HF ab und geben Auskunft über Herausforderungen und Handlungsbedarf.
Die Erwartungen der HF-Diplomierten und –Studenten an das Projekt des SBFI «Positionierung HF» sind hoch. Umso wichtiger ist es, dass nicht nur der ODEC seinen vollen Einsatz leistet, sondern auch jeder einzelne Beteiligte Verantwortung übernimmt. Dass dem so ist, konnten wir beispielsweise bei der hohen Beteiligung an unserer Umfrage sehen. Auch viele Höhere Fachschulen haben unser breites Unterfangen unterstützt und an HF-Diplomierte und -Studierende weitergeleitet.
Die econcept AG suchte kürzlich HF-Absolventen für ein Interview, die vor zwei bis drei Jahren ihren HF-Abschluss gemacht haben. Aus unserem Mitgliederpool konnten wir 122 Personen anfragen, welche diesem Kriterium entsprachen. Sage und schreibe 52 Personen haben sich innert drei Tagen gemeldet, um das Projekt «Positionierung HF» direkt mit ihrer Zeit zu unterstützen.
Klar definierter Auftrag unserer Politiker Forderungen breit abgestützt
Beim Amtsantritt im Juni 2018 als Präsident des ODEC forderte Mirko Ganarin, es müsse endlich ein eidgenössisches HF-Diplom geben. Auch die Motion des Parlaments zielt in diese Richtung und gibt die Weisung:
«Der Bundesrat wird beauftragt, die rechtlichen Grundlagen so anzupassen, dass die Höheren Fachschulen mit eidgenössisch anerkannten Bildungsgängen und ihren Abschlüssen national und international klar als Teil der schweizerischen Berufsbildung positioniert sind.»
Bisher war der HF-Abschluss ein Sonderfall, als einziger formaler Abschluss der Berufsbildung ist er nicht ein «eidgenössischer Abschluss», sondern ein «eidgenössisch anerkannter Abschluss». Dass auch der HF-Abschluss national und international klar als Teil der schweizerischen Berufsbildung wahrgenommen wird, müssen alle Abschlüsse der Berufsbildung eidgenössisch sein und der Titel jeweils mit «Eidgenössisch» beginnen, beispielsweise «Eidg. dipl. Betriebswirtschafter HF».
Ein weiterer positiver Effekt wäre, dass ein eidgenössisches Diplom einige notwendige Anpassungen mit sich bringen würde. Auf den HF-Diplomen müsste ebenfalls das offizielle Schweizer Wappen abgebildet werden, wie dies bei anderen Abschlüssen der Berufsbildung bereits seit langem der Fall ist. Mit dem Schweizer Wappen würde ein unverwechselbares Element der Berufsbildung verwendet werden. Der Bund könnte Vorschriften für das Design des Diploms erlassen und nicht nur wie bis anhin Empfehlungen abgeben. Auch wenn es einige der über 150 Höheren Fachschulen nicht gerne hören, aber die Kreativität vieler HF-Diplome fördert die Erhöhung der Bekanntheit der Stufe HF und des HF-Abschlusses nicht.
Erkenntnisse aus unserer grossangelegten Studie Die Aussagen der 3777 Teilnehmer zu unserer Umfrage «Positionierung HF» sind auffällig einheitlich und sprechen ebenfalls eine deutliche Sprache. Die Abweichungen der Aussagen zum Gesamtergebnis sind unabhängig von Fachbereich, Alter, Branche, Funktionen sehr bescheiden. Diese Resultate zeigen deutlich auf, dass die Forderungen des ODEC von einer grossen Mehrheit getragen werden.
Dass es bei der Bekanntheit des HF-Studiums noch viel Luft nach oben gibt, zeigt die Grafik 1. Rund 52 Prozent aller Teilnehmer gaben an, dass das HF-Studium «wenig bekannt» oder «eher wenig bekannt» ist. Eine Einführung des eidgenössischen HF-Diploms sehen 83 Prozent als «wichtig» und «sehr wichtig» an, und weitere 11 Prozent als «eher wichtig» (Grafik 2). Aber auch der Bezeichnungsschutz der Höheren Fachschulen würde der besseren Positionierung dienen, dies bekunden 86 Prozent mit «Ja» oder «eher Ja» (Grafik 3). Was überhaupt keinen Anklang findet, ist die aktuelle englische Übersetzung des HF-Titels. 82 Prozent beurteilen diese Übersetzung als «nicht brauchbar» (Grafik 4). Für ein Land, das jeden zweiten Franken im Ausland verdient, ist dieser englische Titel absolut nicht zeitgemäss und braucht eine völlige Überarbeitung.
Selten waren die Aussagen der HF-Diplomierten und HF-Studenten so einheitlich. Alle Auswertungen und Detailauswertungen (Fachbereich, Alter, Branche, Funktion etc.) zu allen Fragen der Positionierung HF finden Sie in unserem Bericht unter www.odec.ch/news oder www.odec.ch/resultate-zur-positionierung-hf
«Alle Veränderungen, die HF-Diplomierte betreffen, müssen auch rückwirkend umgesetzt werden. Alle ‹dipl. xy HF› müssen die Neuerungen übernehmen können. Falls dies nicht der Fall ist, wird wissentlich eine Spaltung und zusätzliche Verwirrung in der Bildungslandschaft Schweiz erfolgen, die nicht vertretbar ist und einen nicht reparierbaren Schaden anrichten wird.»