Zwei Missverständnisse aus der Bildung

„Natürliche Fortsetzung der Berufsbildung“ und „der Königsweg“ - zwei plakative Aussagen, welche zur Zufriedenstellung von Interessensgruppen vielerorts verwendet werden.

Die „natürliche Fortsetzung der Berufsbildung“

Erst kürzlich wurde von einer Führungskraft aus dem Staatssekretariat für Bildung Forschung und Innovation SBFI ausgesagt: „Die Fachhochschulen stellen sozusagen die natürliche Fortsetzung der Berufsbildung dar.“ Da fragt man sich, was bedeutet denn „natürliche Fortsetzung“? Ist es natürlich, wenn die Fortsetzung nur über Bedingungen und zusätzliche schulische Abschlüsse möglich ist? Ist es natürlich, wenn nur ein Bruchteil der Absolventinnen und Absolventen einer beruflichen Grundbildung diesen Weg beschreitet?

Wichtigste Zahlen zur Berufsbildung

Nein, ganz klar nicht! Aber was ist denn die natürliche Fortsetzung der Berufsbildung? Eigentlich unmissverständlich die Höhere Berufsbildung, dazu einige Erklärungen.

Die duale Berufsbildung gehört zweifelsfrei zu den Stärken des schweizerischen Bildungssystems und der Wirtschaft. Die Berufsbildung gilt als Garant für eine tiefe Jugendarbeitslosigkeit und effiziente Wirtschaft. Laufend informieren sich ausländische Delegationen über unser Berufsbildungssystem, auch, um die Jugendarbeitslosigkeit in Zukunft unter Kontrolle zu bekommen. Ein Grossteil der tertiären Bildung baut auf der beruflichen Grundbildung auf, dies in der höheren Berufsbildung als auch bei den Fachhochschulen.

Die Berufsmaturität als natürliche Fortsetzung

Abschlussquote auf Sekundarstufe II

Die Berufsmaturität ist der eigentliche Zubringer von Studierenden zu den Fachhochschulen. Jährlich schliessen rund 22‘000 Personen eine Berufsmaturität ab. Rund 57 Prozent absolvieren die Berufsmaturität integriert in der beruflichen Grundbildung, die übrigen 43 Prozent danach. Für viele ist aber die Berufsmaturität nicht der Weg an die Fachhochschule, sondern eine Erhöhung der Option für eine spätere Ausbildung in irgendeiner Bildungsstufe. Nur rund 56 % mit Berufsmaturität treten in ein Studium an einer Fachhochschule ein, also ca. 11‘600 Personen. Die Fachhochschulen weisen jedoch im Jahr 2010 etwa 19‘000 Eintritte auf Stufe Diplom und Bachelor auf. Wo kommen die rund 7‘400 Personen ohne Berufsmaturität her? Ein kleiner Teil kann auf die Passerellen-Angebote der Fachhochschulen für die Absolventen der Höheren Fachschulen zurückgeführt werden, jedoch der weitaus grösste Teil wird aus den gymnasialen Maturanden akquiriert.

Nach der Berufsbildung: die „natürliche Fortsetzung“ an der höheren Berufsbildung

Mit einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis direkt in die Höhere Berufsbildung ohne Hindernisse wie Zusatzqualifikationen, stellt eine natürliche Fortsetzung dar. Jährlich schliessen rund 24‘000 Personen eine höhere Berufsbildung an einer Höheren Fachschule, mit einer Berufsprüfung oder höheren Fachprüfung ab. Einige dieser Absolventen besitzen bereits einen höheren Abschluss, so können die 3‘000 Abschlüsse der höheren Fachprüfungen und grosszügig gerechnet weitere 4‘000 Personen, welche bereits ihren zweiten Abschluss in der Höheren Berufsbildung machten, subtrahiert werden. Somit absolvieren immer noch 17‘000 Personen aus der beruflichen Grundbildung eine Höhere Berufsbildung, gegenüber 11‘600 Personen, die an die Fachhochschule gehen.

Übertrittquote Berufsmaturität

Die Perspektive zum Durchhalten der Berufslehre

Wenn man den Berichten glauben kann, dann brechen über 12 Prozent ihre berufliche Grundbildung ab, einige beginnen eine neue Grundbildung, aber einige gehören anschliessend zu den 6 Prozent ohne berufliche Grundbildung. Jugendliche, welche keine hohe schulische Motivation haben, werden sicher nicht positiv beeinflusst eine Grundbildung durchstehen, wenn am Schluss als natürliche Fortsetzung die Fachhochschule steht. Der Entscheid zur Berufsmaturität muss bereits im ersten Lehrjahr gefällt werden oder man holt sie nach der Grundbildung nach.

Ist es da nicht sinnvoller Jugendliche zum Durchhalten zu motivieren, dass nach der Grundbildung das ganze Spektrum der höheren Berufsbildung mit der Möglichkeit zur Fachvertiefung oder Diversifikation zur Verfügung steht?

Fazit

Die Höhere Berufsbildung ist:

  • die natürliche Fortsetzung der beruflichen Grundbildung
  • die Motivation beim Problem, eine berufliche Grundbildung durchzustehen
  • die Chance, Beruf und Bildung parallel aufzubauen

Quelle duale Bildung: Fakten und Zahlen,BERUFSBILDUNG IN DER SCHWEIZ 2013

Abschlussquote auf Sekundarstufe II Typ

 

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